Gewaltfreie Kommunikation, Coaching, Mediation in Hamburg.

Buchempfehlung: Burnout bei Frauen

Ich möchte Ihnen gern das Buch Burnout bei Frauen von Herbert Freudenberger und Gail North empfehlen. Die Autoren beschreiben auf sehr einfühlsame  und klare Weise mit Hilfe vieler Beispiele die Mechanismen, die zu einem Burnout führen können. Sie rücken das Thema Burnout weg von einer Erkrankung, die überwiegend Führungskräfte betrifft, hin zu einem Phänomen, welches Frauen aufgrund von Familiendynamiken, gesellschaftlichen Erwartungen und helfenden Berufen mindestens genauso häufig, vielleicht sogar noch öfter betrifft.

Burnout-Zyklus

Die Autoren benennen verschiedene Ursachen des Burnout in Beruf, persönlicher Umgebung und Beziehung. Der Burnout wird nicht als ein plötzlich vorhandenes Phänomen sondern sehr anschaulich als ein Zyklus in 12 Stadien beschrieben:

  1. Der Zwang sich zu beweisen
  2. Verstärkter Einsatz
  3. Subtile Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse
  4. Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
  5. Umdeutung von Werten
  6. Verstärkte Verleugnung der aufgetretenen Probleme
  7. Rückzug
  8. Beobachtbare Verhaltensänderung
  9. Depersonalisation / Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
  10. Innere Leere
  11. Depression
  12. Völlige Burnout-Erschöpfung

Die erste und ganz grundsätzliche Ursache, die die Autoren für einen Burnout sehen, ist das Verleugnen der eigenen Bedürfnisse. Für mich sind die Erläuterungen der Mechanismen auf Basis von Bedürfnissen schlüssig, klar nachvollziehbar und gut verständlich. Wenn das, was ich als Ursachen der verschiedenen Burnout Stadien in dem Buch lese, in Verbindung bringe mit der Gewaltfreien Kommunikation, dann erscheint mir der Teufelskreis des Burnout klar: ignorieren und „wegdrücken“ von „unangenehmen“ Gefühlen und damit verleugnen der eigenen Bedürfnisse in immer neuen und extremer werdenden Formen kann zu einem kompletten Zusammenbruch führen.

In dem Buch werden für die ersten Stadien des Burnout Zyklus wertvolle Hinweise gegeben, wie es gelingen kann, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse wieder ernst und wichtig zu nehmen. Bei den letzten Stadien werden ganz klare Empfehlungen gegeben, sich in eine Klinik zu begeben und damit erkennen und benennen die Autoren ihre Grenzen mit diesem Buch – auch das macht die Lektüre für mich glaubwürdig und nicht zu einem weiteren „Lebensratgeber“, der dann doch wieder nur leere Versprechungen bringt.

Wieso speziell „Burnout bei Frauen“?

Der Burnout Zyklus an sich ist gewiss kein Phänomen, welches ausschließlich Frauen betrifft. Spannender ist die Geschlechterfrage allerdings, wenn man sich die Ursachen des Burnouts anschaut: Familiäre Dynamiken, Gesellschaftliche Erwartungen und die Rolle von Frauen im Beruf. Bei letzterem Thema gehen die Autoren nicht nur, wie man vielleicht denken könnte, auf die typischen Helfenden Berufe ein. Sie beschreiben auch, wozu Ideenklau, mangelnde Anerkennung, Ausschluß aus „Männercliquen“ und unterschwelliger Streß in Männerdominierten Umfeldern führen können.

Ohne Schuldzuweisungen

In diesem Buch geht es nicht um Schuld. Es beschreibt glaubwürdig die Mechanismen von Systemen, die die Burnout-Schraube begünstigen und gibt dadurch und in vielen zahlreichen Beispielen Impulse, die eigene Situation zu überdenken. Es regt an zur eigenen Reflektion, zum Nachdenken und beleuchtet für mich damit das Thema sehr informativ, umfassend und bereichernd. Und es ist sicherlich ein nützlicher Ratgeber für jeden, der einen ausgebrannten Menschen in seinem Umfeld ahnt.


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