Gewaltfreie Kommunikation, Coaching, Mediation in Hamburg.

Alltagsgewalt, ganz sicher unbeabsichtigt

Ich habe heute, auf dem Heimweg vom Alstereisvergnügen ein Gespräch zwischen einer Mutter und ihre ca. 6 jährigen Tochter mitbekommen, es fand auf dem U-Bahn Bahnsteig statt. Die Kleidung und Ausstattung der Familie ließ mich schließen, dass sie aus gut-situierten Verhältnissen kommt. Mutter spricht so laut zur Tochter, das tatsächlich der ganze Bahnsteig es erfahren konnte: „du sollst nicht immer so rum-motzen!!!!“. Das Kind weint, lehnt sich beim Vater an und sagt, es würde nicht motzen. Die Mutter fährt in ähnlich scharfem, schneidendem Tonfall fort, ihr Kind des Motzens zu bezichtigen. Das Kind weint weiter, versucht sich zu verteidigen, erklärt sogar, warum es so reagierte, wie es in der Situation, um die es in dem Gespräch ging, reagierte. Die Frau schrimpft weiter auf ihr Kind ein.. Dann kam die U-Bahn.

Was lernt das Kind? Es lernt wohl nicht, dass  sich in angemessenem Tonfall auszudrücken. Es lernt vielmehr, dass es als Kind nicht erlaubt ist, sich überhaupt auszudrücken. Vermutlich lernt es auch, dass es gegenüber schwächeren und jüngeren schimpfen und motzen darf. Die Mutter macht es ja vor.

Mir fällt dazu ein Zitat von Marshall Rosenberg ein: Wenn du möchtest, dass jemand sein Verhalten ändert, dann sag ihm nicht nur, was er anders tun soll. Sag ihm auch, was Deine Gründe sind, dass die andere Person das tun soll.

Was könnten die Gründe der Mutter sein? Hmm, dem Inhalt des Gesprächs zu Folge vermute ich, dass sie vielleicht möchte, dass das Kind mit Mitgefühl auf die Dinge reagiert, die ihm widerfahren. Vielleicht will sie auch, dass Ihr Kind lernt, anderen Menschen mit Achtsamkeit und Wertschätzung begegnet. Und vielleicht brauchte das Kind in der Situation, um die es in der Auseinandersetzung zwischen den beiden ging, Selbstbestimmtheit und Privatheit. Ganz sicher brauchten sowohl Mutter als auch Kind in dem Gespräch am Bahnsteig Empathie.

Für mich stellt sich die Frage, wie es möglich ist, Eltern, die in einer ähnlichen Notlage sind, wie vermutlich diese Frau war, so zu erreichen, dass sie in ihrem Leben genügend Empathie und Unterstützung bekommen, um Ihre Kinder in Liebe und Achtsamkeit aufwachsen zu lassen. Und ich vermute, dass viel Eltern oft in so einer Notlage sind.

 


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